Zusammen auf die große Reise gehen

Interview zu "Ankommen am eigenen Platz"

Gemeinsam aufbrrechen

Judith Scherhorn: Ich habe letztes Jahr mit dir das Seminar „Ankommen am eigenen Platz“ gemacht und es hat mich einfach sehr beeindruckt, was da alles passiert ist. Ich wollte dich nochmal fragen: Kannst du etwas dazu sagen, was das Besondere daran ist, über eine gewisse Zeit mit einer Gruppe diese Reise und Entwicklung zu machen? 

Das Seminar läuft ja über 5 Monate. Das gibt einfach genug Zeit, in der sich wirkliches etwas im Leben verändern und bewegen kann. Es ist ja oft so, dass wir zu einem Seminar fahren und da total gute Erkenntnisse haben, ganz viel über uns selbst verstehen… und dann bleiben wir aber hängen, wenn es um die Integration in den Alltag geht. Die Umsetzung von dem, was man sich erschlossen hat, ist aber genauso wichtig, sonst hilft sie einem ja nicht. In dem Seminar ist es mir wichtig, dass diese Integration begleitet ist. Das heißt, dass man an der Stelle, wo es am schwersten ist, nicht alleine ist.

Mut, Möglichkeiten & Support

Judith Scherhorn:  Was glaubst du, ist dabei für die Teilnehmer auf dem Weg entscheidend? Der eine Aspekt dabei ist, dass man weiß: Da sind noch andere Menschen, die mit mir unterwegs sind, die ihr Leben ebenfalls verändern und transformieren. Menschen, die auch große Schritte gehen: Sei es, dass sie kündigen, sich neue Beziehungen finden, sich der Beruf verändert oder sie umziehen, vielleicht sogar das Land wechseln. Es geht ja darum, dass nicht alles beim Alten bleibt. Gemeinsam aufzubrechen und unterwegs zu sein lässt ein ganz anderes Feld von Mut und Möglichkeiten entstehen. Es geht ja nicht um irgendetwas. Es geht um den eigenen Auftrag, den eigenen Platz, das eigene Lebensziel. Der andere Aspekt ist, dass man von mir an den Weichenstellungen Unterstützung bekommt, Rücksprache hält, sich immer wieder findet und von dort aus ausrichten kann. Der eigene Platz ist ja kein Ort, an dem die Welt stillsteht, sondern einer, von dem aus man die Welt bewegt. Das bedeutet auch, dass man in diesem Zusammenhang mit der eigenen Macht konfrontiert wird, die man hat – aber vielleicht nicht lebt. Hier bin ich immer wieder da, um zu erinnern, zu beleuchten und zu erlösen.

Tiefe Prozesse, die das Leben verändern

Judith Scherhorn: Unsere Tage waren einfach so reichhaltig und mit jedem hat sich eine neue Welt geöffnet. Was liebst du daran? Oh ja, das sind sehr dichte und sehr intensive Tage – auch für mich. Ich erlebe dabei immer wieder, dass dort Initiationen stattfinden, die einen in der Tiefe dafür bereit machen, sich selbst zu leben. Vieles geschieht in Leichtigkeit und trotzdem ist der Prozess tief. Das Thema „Der eigene Platz“ wird an jedem Seminartag auf einer anderen Ebenen beleuchtet und durchdrungen und so wird der eigene Platz mehrdimensional und mit einem ganz neuen Verständnis lebbar. Ich liebe es, wenn es bei jemandem „klick“ macht und ich förmlich sehen kann, dass sich gerade beginnt ein Dominoeffekt aufzubauen, der das Leben gerade rückt. Ich liebe es, dass ich nichts machen muss, außer ich selbst zu sein und alles von mir zur Verfügung zu stellen. Und ich liebe es, dass es ein großer Raum des Vertrauens ist, in den man sich fallen lassen kann und wo der Kopf aufhört, sich in den Weg zu stellen und das Herz führt. Die letzte Gruppe sagte, dass sie mehr als einen solchen Tag im Monat „nicht schaffen“ würden, weil so viel angeregt und freigesetzt wird, dass es für die Zeit zwischen den Blöcken reicht. 🙂 Ich finde das sagt eigentlich alles über einen solchen Tag aus.

Warum bist du wirklich hier?

Judith Scherhorn: Was mich noch so beeindruckt hat, war die Tatsache, dass es so unterschiedliche Prozesse waren und jeder auch an ganz unterschiedlichen Stellen gearbeitet hat. Und da ist meine Frage, wie machst du das, dass da jeder genau an seiner richtigen Stelle weiterkommt?  Zu jedem Menschen oder jeder Seele gehört ein eigener Platz. Wir können weder die Plätze untereinander wegnehmen oder sie tauschen, noch den gleichen Weg dahin haben. In jedem individuellen Prozess steckt eine ganz eigene Ur-Kraft, die freigesetzt werden kann. Hier ist es meine Aufgabe zu schauen und zu führen: Warum bist du hier? Was will heilen? Was willst du bewirken? Was möchtest du leben? Was kann ich sehen, was dir noch verborgen ist und wie kann ich es dir ermöglichen, dass es dir bewusst wird? Ich schaffe eine konstanten Raum, in dem man in seine inneren Welten eintauchen kann und Aspekte findet, die man kennt und intensiviert und auch das findet, was einem bis jetzt gefehlt hat und was dem ganzen einen großen Sinn gibt. Ich bin auch dazu da, Illusionen aufzulösen, Irrwege zu benennen, Lebensaufgaben zu sehen, Qualitäten sichtbar zu machen. Auch wenn die Wege unterschiedlich sind, so sind sie doch ähnlich in der Intensität, in der sie gegangen werden. Auf jedem Weg ist gleich viel Feuer: Es verbrennt, was nicht mehr sein soll und es bleibt und kommt, was zum eigenen Platz gehört. Viele Dank, ich freue mich riesig auf unseren neuen Start im Juni, bei dem ich als Assistenz dabei bin!