Über Intuition und Verletzlichkeit

Über Intuition und Verletzlichkeit

Immer noch in der Heimat. Länger als geplant. Auf einer Ebene verletzt. Auf einer anderen gestärkt.

Ich liebe es, die Rehe und Hirsche im Wildpark zu füttern. Auch den schönen weißen Hirsch mag ich sehr. Nur diesmal dachte ich: „Es sieht nicht gut aus. Da stimmt etwas nicht.“ Ich sprach das sogar aus und machte mich lieber auf den Weg zu den Rehen. Er kam trotzdem zu uns, gefühlt etwas zu nah, ich spürte die Gefahr, drehte mich instinktiv zur Seite, da meine Tochter auf meinem Arm war und hatte – was mich irgendwie nicht überraschte – das Geweih im Rücken. Die Wucht muss enorm gewesen sein, denn Lilith flog mir aus dem Arm, ich hielt sie noch am Fuß kopfüber, so weit weg wie möglich. Gefühlt bestand die Welt zwischendurch aus vielen hellen Sternchen.

Krankenwagen. Krankenhaus. Genäht im Gesicht und am Rücken. Kein Organ erwischt. Keine Rippe gebrochen. Schmerzen? Ja! Und was für welche…

Im Schmerz gesegnet

Trotzdem liege ich im Bett und fühle mich gesegnet und beschützt. Ulrich und ich entscheiden uns, keine sinnlosen „Wenn… dann…“ Gedanken zu denken. Neben mir mein ganz und gar heiles, kleines Mädchen. Ich weiß, bei mir wird auch alles heilen. Ich fühle mich getroffen und gestärkt gleichzeitig. Es gab am morgen viele Schritte, in denen mich meine Intuition geführt hat. Sogar den Erste Hilfe Beutel wollte ich mitnehmen. Hätte ich nicht schon vorher gespürt, dass ich wachsam und achtsam sein muss, hätte ich vielleicht nicht so schnell reagieren können.

Ich mag den schönen Hirsch immer noch, auch wenn ich befürchte, dass er dort nicht weiter leben darf. Es ging ihm einfach nicht gut, er war wegen etwas gereizt. Vielleicht waren wir auch für diesen Moment verabredet und ich lerne durch ihn, dass ich mich zu 100% auf mich verlassen kann. Das ist auch das Motto meiner Reise, denn ich folge einem bestimmten Gefühl, dass mich gerufen hat, in den Norden zu fahren. So kommen auch die Erfahrungen, die dazu passen.

Ich merke, dass ich mir noch viel mehr trauen kann, als das ich vielleicht schon tue. Ich weiß, dass ich eine gute Intuition habe und dennoch: Da geht noch mehr. Und an dieses „mehr“ komme ich gerade dran. Ich hätte nicht gedacht, dass es dafür wichtig ist, mit meiner Verletzlichkeit konfrontiert zu sein. Aber wie es scheint, ist das meine Tür.

Wir ruhen aus. Bleiben noch hier. Aber wir werden weiter fahren. Schicken Gepäck vor, denn ich kann nichts tragen. Es geht leichter, wenn es man es sich leichter macht und nur so weiter geht, wie es eben geht

 

Ich weiß, dass da viele unter uns sind, die noch in den Startlöchern sitzen und sich fragen, wann der richtige Zeitpunkt ist, um loszulegen. Ganz ehrlich: Er ist jetzt. Und für die, die schon losgelegt haben, aber noch in ihrem klein gesteckten Rahmen agieren, ist es vielleicht Zeit, sich sehr viel größer werden zu lassen, als gedacht.

Das zweite, was ich verstehe ist: Mein Schmerz will nicht verpuffen. Er will genutzt werden. Er will mich bewegen. Andere bewegen. Er bringt ein Feuer in mir zum lodern, setzt eine schier unermessliche Kraft frei, die eine Mutter hat, wenn sie ihr Kind schützen muss. Diese Superkräfte werden in uns geweckt, wenn wir es uns erlauben, zu fühlen, was derartige Geschehnisse mit uns machen. Hinschauen. Fühlen. Handeln. Jeder Mensch, der ein bisschen aufgewacht ist, hat einen Job, hat eine Verantwortung, seinen Teil dazu beizutragen, dass die Welt sich wandelt.

Ich sage heute nicht nur ja zu meiner Arbeit, die ich tagtäglich mache. Ich sage ja zu meinem Teil des größeren Auftrages. Versöhnung. Vergebung. Frieden. Für die Erde.

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